Über ausbeuterische Arbeitsbedingungen auf Bananen-Plantagen in Ecuador, im Kakao-Anbau aus Ghana oder bei der Orangen-Ernte in Brasilien hat Südwind in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder berichtet und sich für menschenwürdige Löhne auf den Feldern und den Fairen Handel eingesetzt.
Heuer im Frühjahr haben wir uns erneut dem Thema Landwirtschaft gewidmet, diesmal hier in Europa. Denn auch, wenn wir heimisches Obst und Gemüse essen, wird das meist von Menschen gepflückt, die aus dem globalen Süden oder aus Ländern kommen, in denen sie nicht ausreichend verdienen, um sich und ihre Familien zu ernähren.
Viele landen so auf den Feldern in Spanien, Italien, Frankreich oder auch Österreich und Deutschland, wo sie mit drei oder vier Euro pro Stunde für harte körperliche Feldarbeit abgespeist werden. Geschlafen wird in schäbigen Unterkünften, wofür oft auch noch ein Teil des Lohnes abgezogen wird.
So oder so ähnlich leben rund eine Million Erntehelfer*innen mitten in Europa. Die großen Profiteure sind nach wie vor die großen Supermartketten wie Rewe, Lidl und Konsorten. Sie verdienen auf diese Weise Milliarden.
Das muss nicht so sein. Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen können geändert werden. Die im Juni getroffene Einigung über die EU Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik lässt leider noch immer Erntehelfer*innen im Stich. Die angekündigte Trendwende ist ausgeblieben. Die so wichtige Koppelung der Fördergelder an soziale Mindeststandards ist zunächst nur freiwillig. Auf Wunsch der Mitgliedsstaaten wird diese erst ab 2025 verpflichtend.
Für SÜDWIND ist klar, dass es dringend Änderungen braucht. Deshalb werden wir als Teil einer breiten Initiative den politisch Verantwortlichen ordentlich Druck machen, damit sich die menschenverachtenden Zustände in der Landwirtschaft endlich ändern.
Wir fordern gute arbeitsrechtliche Standards in der Landwirtschaft zusätzlich zu hohen ökologischen Standards und Klimaschutz. EU-Agrar-Subventionen müsse an diese geknüpft werden. Sofort soll es mehr und flächendeckende Kontrollen für die Einhaltung und Garantie bereits bestehender Rechte von Erntearbeiter*innen geben. Die GAP-Reform muss so ausgestaltet werden, dass Landwirt*innen und Landarbeiter*innen ein gerechtetes, menschenwürdiges Auskommen garantiert wird.