Fußball-WM in Brasilien

Eomar vor den Trümmern seines Hauses nahe des Maracanã-Stadions
Eomar vor den Trümmern seines Hauses nahe des Maracanã-Stadions
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Schon seit Monaten werden dort gerade einkommensschwächere Menschen aus den Armenvierteln, den so genannten Favelas, zu tausenden zwangsumgesiedelt – in eilig hochgezogene Wohnblocks weitab von den Austragungsstädten. Dabei werden Familien zerrissen und Existenzen zerstört. Die, die bleiben, spüren eine massive Militarisierung der Städte.

Diese wird durch terroristische Bedrohungsszenarien anlässlich der Fußball-WM gerechtfertigt und äußert sich derzeit vor allem bei der "Befriedung" und Zwangsräumung von Favelas in zentraler Stadtlage, die für Infrastrukturprojekte und hochwertige Immobilien vorgesehen sind. Die gesamte Bevölkerung bekommt eine massive Verteuerung der Lebenserhaltungskosten zu spüren, die aber gerade die Ärmeren umso härter trifft. Die Kosten für Strom, Lebensmittel und den öffentlichen Verkehr übersteigen das Budget vieler Menschen in Brasilien, wo der Mindestlohn bei gerade einmal 230 Euro liegt, um ein Vielfaches.

Die Um- und Neubauten der Stadien und die für die WM und auch für die Olympischen Spiele 2016 nötige Infrastruktur wird zwar von der öffentlichen Hand finanziert, doch die Gewinne fließen nicht zurück, denn Brasilien muss der FIFA und ihren Sponsoren Steuerfreiheit einräumen. Über 80 Prozent der Kosten für die Prestige-Events kommen aus der Staatskasse. Vorsorglich wurden Ausnahmeregeln für die Steuerpflicht der  Kommunen und Städten beschlossen, die eigentlich eine zu hohe öffentliche Verschuldung eindämmen sollen, um diese Projekte zu finanzieren. Dringend nötige Investitionen in das Gesundheits- und Bildungssystem stehen nicht auf dem Spielplan und werden auch noch in den nächsten Jahren fehlen. Anstelle dessen profitieren einige wenige Großunternehmen von den (Bau-)Aufträgen und der anschließenden Privatisierung der Infrastruktur, sowie natürlich die FIFA, die die Gewinne aus Lizenz- und Sponsorverträgen einstreift.

... und Militär  für schöne Spiele?
Im WM-Rahmengesetz, das gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit durchgeboxt wurde, sind exklusive Verkaufszonen für Sponsoren vereinbart – lokale StraßenhändlerInnen dürfen ihre Produkte nicht mehr rund um Stadien und Hauptverkehrsstraßen verkaufen. Während die Begeisterung für die Austragung der WM in Brasilien anfangs groß war, regt sich nun, wo die negativen Auswirkungen sehr deutlich werden, massiver Widerstand in der Zivilgesellschaft. Tagtäglich finden Demos statt, die zum Teil schon jetzt mit gewalttätigen Ausschreitungen enden. Ob WM oder Olympia: Faire Spiele sehen anders aus!

Um die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, die im Zuge der Vorbereitungen für diese sportlichen Großereignisse in Brasilien vorfallen, wurde mit "Nosso Jogo" – einer Initiative für "Globales Fairplay", die u. a. von Südwind getragen wird, eine Petition gestartet. Sie fordert bindende Menschenrechtsstandards bei sportlichen Megaevents und kann unter www.nossojogo.at unterschrieben werden.

Zum Downloaden und Weiterlesen:

  • Südwind-Folder über die WM in Brasilien 2014 (2,2 MB)
  • Südwind Presseaussendung zu den Zwangsumsiedelungen - WM Brasilien im April 2014


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