#GivingTuesdayNOW

TextilarbeiterInnen in Bangladesch sind mehrfach von Covid-19 betroffen

2018 war Bangladesch das drittwichtigste Herkunftsland für Textilimporte nach Österreich – nach Deutschland und China. Importwert der eingeführten Textilien: 358 Millionen Euro. Bangladesch exportiert zu 81,3% Bekleidung und Bekleidungszubehör. Hauptexportländer sind USA, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Spanien und Frankreich – diese zusammen machen 51,5% des gesamten Exports aus. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie sehr Bangladesch davon betroffen ist, wenn globale Lieferketten in sich zusammenbrechen.

Die internationale Clean Clothes Kampagne analysiert die Lage so: Die bangladeschische Textilindustrie leidet unter der Stornierung zahlreicher Aufträge durch westliche Auftraggeber – Ende März hatten rund 50% der Fabriken die Mehrzahl ihrer Aufträge verloren. Teilweise weigerten sich Markenfirmen, bereits in Produktion befindliche und nahezu fertiggestellte Aufträge zu bezahlen. Nach einem öffentlichen Aufschrei ruderten manche zurück, andere - darunter Gap, Walmart, Bestseller - bleiben bei dieser Entscheidung, auch wenn sie damit ihre eigenen Verträge verletzen. Neue Aufträge werden bis auf weiteres kaum erteilt.

Letztendlich zahlen die ohnehin kaum abgesicherten TextilarbeiterInnen den Preis
Löhne, auch für bereits geleistete Arbeit, werden nicht ausgezahlt, auch weil die Firmen Liquditätsengpässe haben. Es gibt keine einheitliche Regelung zur Schließung der Fabriken – manche zwingen unter schon vor Covid-19 schlimmen Arbeitsbedingungen zur Weiterarbeit, andere schließen die Fabriken und lassen ArbeiterInnen außen vor. Viele kehren dann zu ihren Familien aufs Land zurück und kommen – sobald sie die Wiederöffnung der Fabriken erwarten – in überfüllten Transportmitteln in die Städte zurück. So besteht in einem Land mit schlechter Krankenversorgung eine massive Gefahr, dass sich Covid-19 rasant ausbreiten kann.

Internationale Auftraggeber sind daher gefordert, zusammen mit den Fabriksbesitzern in Bangladesch, Arbeitsrechte einzuhalten sowie die Bezahlung und die Sicherheit der TextilarbeiterInnen sicherzustellen.

Amin Amirul Haque, Präsident der National Garment Workers Federation, und langjähriger Partner von Clean Clothes/Südwind, fasst zusammen: „Die Ungleichheiten von globalen Lieferketten, die nun durch die Covid-19-Krise ins Rampenlicht treten, hat es immer gegeben. Es wäre unfassbar, sollte die Textilindustrie nach dem Neustart ihrer Geschäfte zur den Zuständen in der Zeit davor zurückkehren. Es ist hoch an der Zeit, dass Modemarken ebenso wie Händler ihre Lieferketten fundamental reformieren: Mit Priorität auf Arbeitsrechte, Sicherheit in den Fabriken und existenzsichernde Löhne und unter Anwendung durchsetzbarer und transparenter Systeme.“

Lesenswerter Liveblog der internationalen Clean Clothes Kampagne über die Entwicklungen in der Textilindustrie und die Auswirkungen von Covid-19: https://cleanclothes.org/news/2020/live-blog-on-how-the-coronavirus-influences-workers-in-supply-chains

Gemeinsam mit unseren Partner-NGOs und Gewerkschaften in Bangladesch und der Clean Clothes – Kampagne setzt sich Südwind dafür ein – Unterstützen Sie diese Arbeit mit Ihrer Spende!

#GivingTuesdayNOW ist ein globaler Tag des Gebens und der Einheit, der am 5. Mai 2020 als Reaktion auf die durch COVID-19 verursachte Notlage stattfindet. Es ist ein Tag, der zu Großzügigkeit aufruft und für mehr gesellschaftliches und unternehmerisches Engagement mobilisiert. Weitere Informationen: www.giving-tuesday.at