Ziel des Projektes ist es das Thema Migration und Flucht aus einer ganzheitlichen Perspektive zu diskutieren, die Komplexität des Themas sichtbar zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es Lösungen auf mehreren Ebenen braucht. So stehen neben der Perspektive der von Schutzsuchenden auch die Herausforderungen der Grenz-Gemeinden, deren Bevölkerung und Bediensteten im Vordergrund. Es soll ein Netzwerk aus Gemeinden und NGOs nach einem Bottom-up Ansatz entstehen, welches auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen schnell und ganzheitlich reagieren kann. Außerdem werden Stimmen von Beteiligten gesammelt, die an die politischen EntscheidungsträgerInnen übergeben werden, um auch hier ein Bewusstsein zu schaffen. Die Veranstaltungen fanden im Vorfeld des 3. Oktobers statt, der als Europäischer Tag des Gedenkens und Willkommens an die an die 368 Menschen, die 2013 vor der Küste Lampedusas ertrunken sind, erinnern und als Mahnmal für eine solidarische, menschliche Migrationspolitik dienen soll.
Film und Diskussion in Spielfeld
Die erste Veranstaltung fand in Spielfeld in der Gemeinde Straß in der Steiermark statt, einer jener Hotspots wo im Sommer 2015 tausende Schutzsuchende die Grenze nach Österreich überquerten. Am Programm stand die Vorführung des Films „Greek diary“ von Regisseur Heinz Trenczak, der im Jahr 2016 zusammen mit privaten HelferInnen und seiner Videokamera drei Flüchtlingslager, eines bei Šid (Serbien) und zwei nahe Thessaloniki (Griechenland), besuchte und die Erlebnisse festhielt. Im Anschluss folgte ein Podiumsgespräch mit dem Regisseur Heinz Trenczak, den Protagonisten des Films Wolfgang Feigl und Andreas Polegg, dem Gemeindeamtsleiter Josef Rauscher, der Aktivistin Petra Leschanz und Jubril Ajao, der selbst als Schutzsuchender nach Österreich kam. Es wurde von allen Seiten betont, wie wichtig es ist, Schutz und Hoffnung zu geben, aber auch die Fluchtursachen und die Rolle der EU-Außenpolitik in diesem Kontext wurden von den Gästen kritisch angesprochen. Neben der lokalen Bevölkerung fanden sich auch sehr viele AktivistInnen ein, die im Jahr 2015 hier an der Grenze mit ihrem Einsatz das Leid linderten.
Film und Diskussion in Graz
Am Freitag dem 20.09 folgte die erste Veranstaltung in der steirischen Landeshauptstadt Graz. Auch im Afro-Asiatischen-Institut stand eine Filmvorführung mit Filmgespräch am Programm. Im preisgekrönten Dokumentarfilm „Lampedusa im Winter“ wurden auch mehrere Seiten des Themas beleuchtet. Die kleine Mittelmeerinsel ist einer der zentralen Landepunkte für Überfahrten aus Afrika. Im Film wurde thematisiert, wie sich die italienische Regierung aber auch die EU aus ihrer Verantwortung ziehen und die Ankommenden und die BewohnerInnen der Insel oft ihrem Schicksal überlassen werden. Am Podium wurde dann unter der Moderation von Josef Obermoser mit Brigitte Kratzwald von Seebrücke und Ronas Barmaki, Sozialberaterin und Dolmetscherin aus Afghanistan, über ihre Erlebnisse diskutiert. Es wurde besonders über die Spaltung der Gesellschafft gesprochen und wie diese für politische Machtinteressen eingesetzt werden. Ronas Barmaki ließ die Gäste an ihrer persönlichen tragischen Geschichte aus Afghanistan teilhaben. Dass aus Österreich noch immer Menschen dahin abgeschoben werden, konnte kaum jemand fassen.
Graphic Recording
Der Verlauf der Filmgespräche in Spielfelf und Graz wurden jeweils grafisch festgehalten – siehe Beitragsbild.
Workshop-Tag: Playbacktheater und Open Mic
Weiter ging es am Tag darauf mit einem interaktiven Workshop-Tag im Forum Stadtpark. Mit der Theatergruppe InterACT wurde das Thema weg vom verbalen Zugang auf eine nonverbale Ebene gebracht. In einem Playbacktheater wurden die persönlichen Erlebnisse von TeilnehmerInnen in Szene gesetzt. Am Nachmittag folge ein neues Konzept, dass von Border Crossing Spielfeld entwickelt und umgesetzt wurde.
Beim Open Mic wurden Skype-Verbindungen zu ehemaligen und gegenwärtigen Migrations-Hotspots wie Kabul, Paris, Bosnien und Griechenland hergestellt. Die TeilnehmerInnen hatten so die Möglichkeit, sich ungefiltert mit Menschen an den Grenzen Europas in Zweiergesprächen auszutauschen.
Flaschenpost
Die bei allen Veranstaltungen gesammelten Stimmen und Erfahrungen werden nun in einer symbolischen Flaschenpost ihren Weg in die Bundeshauptstadt finden, wo diese am 3. Oktober im Rahmen des österreichischen Capital-Events an die politischen EntscheidungsträgerInnen übergeben werden.