Arbeiter*innen sollen nicht für die Krise bezahlen müssen
Die Löhne der Menschen, die unsere Kleidung nähen - die grosse Mehrheit sind Frauen - zählen zu den niedrigsten weltweit. Durch Covid-19 hat sich die Situation verschärft: Allein in den ersten drei Monaten der Pandemie haben die Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie mindestens drei Milliarden US-Dollar an Einkommen verloren, eine Zahl, die weiterhin ansteigt. Etwa 10% der Beschäftigten haben ihre Jobs verloren. Millionen weitere sind von Entlassung bedroht, haben seit Monaten nicht den vollen Lohn erhalten und riskieren täglich ihre Gesundheit in Fabriken ohne angemessene Covid-19-Schutzmassnahmen. Sie lassen Mahlzeiten aus, müssen sich Geld für Lebensmitteleinkäufe leihen und können kaum mehr ihre Familien ernähren. Gleichzeitig werden ihre Rechte, sich gewerkschaftlich zu organisieren, zunehmend eingeschränkt.
Über Jahrzehnte haben Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen die überwiegend weiblichen Beschäftigten in der Bekleidungs- und Schuhindustrie in prekären Verhältnissen und Armut gehalten; die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen sie nun mit voller Härte.
Je schlechter die Arbeitsbedingungen, umso schlechter ist auch meist die Wohnsituation. Wanderarbeiter*innen etwa leben oft auf engstem Raum in Gemeinschaftsunterkünften ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen. Frauen sind zusätzlich Mehrfachbelastungen und zusätzlichen Risiken ausgesetzt, da Haushalts-, Betreuungs- und Pflegearbeiten in vielen Haushalten auf die Frauen abgewälzt werden.
Besonders bedroht sind auch jene, die jetzt für ihre Rechte eintreten oder Kolleg*innen unterstützen. Leider werden die Pandemie und mit ihr verbundene Massnahmen als Vorwand missbraucht, um Menschen zu diskriminieren und gewerkschaftliche Rechte und Freiheiten einzuschränken, indem z.B. gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen als erste entlassen werden.