Der große Schokoladen-Check 2016: Nur ein Schoko-Hase und eine Eigenmarken-Schokolade fair und bio

Wien, 23. März 2016 – Nach dem Osterhasen-Check testeten Südwind und GLOBAL 2000 nun auch 21 Eigenmarken-Schokoladentafeln von österreichischen Supermärkten und bewerteten diese nach ihrer ökologischen und sozialen Qualität mit einem Ampelsystem.

Mehr als die Hälfte der weltweit verfügbaren Kakaobohnen werden in der Elfenbeinküste, in Ghana und in Indonesien produziert. "In der Kakao-Produktion werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt längst verboten sind", warnt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeits-Experte von der Umweltorganisation GLOBAL 2000. "Die nachgewiesenen Pestizid-Rückstände in den getesteten Schokoladen deuten auf einen massiven Einsatz von Pestiziden in der Produktion hin – mit enormen negativen Folgen für die Gesundheit der Kakao-BäuerInnen und die Umwelt", zeigt sich Wildenberg besorgt.

Martin Wildenberg und Caroline Sommeregger von der Menschenrechtsorganisationen Südwind waren im vergangenen November  in Ghana und Kamerun, und besuchten KakaobäuerInnen. Der Kakaoanbau ist nicht rentabel. In Ghana verdienen KakaobäuerInnen rund 80 Cent am Tag, in der Elfenbeinküste rund 50 Cent. Über zwei Millionen Kinder arbeiten in dieser Region unter missbräuchlichen Bedingungen im Kakaoanbau. "Der Gewinn für die BäuerInnen ist so gering, dass sie keine Landarbeiter bezahlen können. So müssen die eigenen oder fremde Kinder die anstrengende und gefährliche Arbeit erledigen", beschreibt Sommeregger die Situation in Ghana. "Um Kinderarbeit auszuschließen und ein faires Einkommen für BäuerInnen sicherzustellen, sollten Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf ihrer Schokolade auf das FAIRTRADE-Siegel achten", empfiehlt Caroline Sommeregger, Schokolade-Expertin von Südwind.

Pestizide in der Schokolade
In zwölf getesteten Schokoladentafeln konnten Pestizide nachgewiesen werden – bis zu vier verschiedene. Die festgestellten Mengen in den Schokoladentafeln und Osterhasen bergen zwar keine direkten Gesundheitsrisiken für die KonsumentInnen, einige der Chemikalien (wie z. B. Endosulafn, Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin und Permethrin) sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung auch in kleinsten Mengen. Dr. Hans-Peter Hutter, Sprecher von "ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt" erklärt: "Es ist ratsam, die Aufnahme selbst geringer Mengen von Pestiziden zu vermeiden. Schließlich nimmt man Pestizide ohnehin über viele Lebensmittel zu sich. Ich empfehle daher Konsumentinnen und Konsumenten Schokolade zu kaufen, die aus biologischem und pestizidfreiem Anbau stammen."

Qualität muss nicht teuer sein
"Unsere Testungen zeigen, es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Preis und Qualität", betont Martin Wildenberg von GLOBAL 2000 und erläutert: "Manche teure Premium-Produkte wurden als sozial und ökologisch bedenklich beurteilt, während günstige Eigenmarken-Produkte sehr wohl soziale und ökologische Mindeststandards nachvollziehbar einhalten." Insgesamt 15 Schokolade-Produkte wurden, aufgrund der prekären Umwelt- und Produktionsbedingungen im Kakaoanbau als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft. Sein Tipp an die KonsumentInnen ist, beim Einkauf auf die unabhängigen Gütesiegel FAIRTRADE und UTZ sowie auf das EU-Bio-Siegel zu achten. Unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiativen der Schokolade-Anbieter wurden im Schokoladen-Check nicht berücksichtigt, da sie auch für die KonsumentInnen nicht am Produkt nachvollziehbar sind.

Petition: Macht die Schokolade fair und bio
Acht der getesteten Schokolade-Osterhasen und sieben Eigenmarken-Tafeln tragen keine unabhängigen Gütesiegel. Das soll sich mit der Unterstützung von KonsumentInnen ändern. "Bei den Eigenmarken-Schokoladen können die Supermärkte bestimmen, ob der Kakao biologisch und fair angebaut wird, oder Menschen und Umwelt ausgebeutet werden. Wir fordern von den österreichischen Supermärkten: Macht Eure Schokolade fair und bio", zeigt sich Caroline Sommeregger kämpferisch.


Fotos und Hintergrunddokumente

 

Petition "Macht Eure Schokolade fair und bio" unter www.supplychainge.org/mach-mit-at/macht-eure-schokolade-fair-bio




Rückfragehinweis
Michaela Königshofer
Südwind
michaela.koenigshofer@suedwind.at
+43 1/405 55 15 - 301

Michael Lachsteiner
GLOBAL 2000
michael.lachsteiner@global2000.at
+43 699/14 2000 - 20

 

Das Projekt "Supply Cha!nge – Make Supermarkets Fair!" wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt. Die darin vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von Südwind und GLOBAL 2000 wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union dar.