Samsungs Schandfleck. Die Menschenrechtsorganisation Südwind favorisiert Samsung Electronics für den Schandfleck 2016

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Wien, 25. Jänner 2017 – Der Elektronik Konzern „Samsung Electronics“ ist aus Sicht der Menschenrechtsorganisation Südwind der Favorit für den Schandfleck 2016, eine Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen. Südwind begründet die Wahl seines Favoriten mit gesundheitsgefährdenden und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Heute beginnt das Online-Voting für den Schandfleck 2016. Die Auszeichnungen (Publikums- und Jurypreis) werden am Welttag der sozialen Gerechtigkeit, dem 20. Februar 2017 verliehen.

Samsung Electronics hat seinen Hauptsitz in Seoul, Südkorea. Niederlassungen des Konzerns finden sich in 80 Ländern, darunter auch in Österreich. Neben rund 326.000 MitarbeiterInnen, fertigen zusätzlich rund 1,5 Mio. Menschen in Zulieferbetriebe die Produkte mit dem Samsung-Logo. Das Unternehmen ist Marktführer u.a. bei Fernseher, Displays und Kühlschränken.

Die von Samsung 2005 veröffentlichten Leitlinien (Code of Conduct) beschreiben den respektvollen Umgang mit MitarbeiterInnen und bescheinigen Engagement für Gesundheit und Sicherheit. „Die gelebte Praxis widerspricht jedoch weitgehend den formulierten sozialen Prinzipien“, kritisiert Konrad Rehling, IT-Experte der Menschenrechtsorganisation Südwind.

Gesundheit und Sicherheit
Laut einer im Oktober 2016 veröffentlichten Studie des Internationalen Gewerkschaftsbunds sind ArbeiterInnen bei der Chip-Produktion gesundheitsgefährlichen Chemikalien ausgesetzt. Es mangelt an Schutzkleidung und Sicherheitsunterweisungen. 223 schwere Krankheitsfälle, von Leukämie, Hirntumoren bis zu Multipler Sklerose wurden 2016 in Korea von der Gruppe SHARPS (Supporters for The Health and Rights of People in the Semiconductor Industry) dokumentiert. 79 der 223 erkrankten ArbeiterInnen sind bereits verstorben. Rund die Hälfte der Betroffenen erhielt in der Zwischenzeit laut Angaben von Samsung Entschädigungszahlungen. Eine von den Opfern neben den Entschädigungszahlungen für alle betroffenen Personen geforderte öffentliche Entschuldigung des Unternehmens steht noch immer aus.

Respektvoller Umgang mit ArbeiterInnen
Nepalesische LeiharbeiterInnen zahlten rund 1.100 Euro an Vermittlungsgebühren, um in einer Produktionsstätte für Samsung Mikrowellen in Malaysia zu arbeiten. Die britische Tageszeitung „Guardian“ deckte auf, dass die betroffenen LeiharbeiterInnen, weder den versprochenen Lohn erhielten, noch nach Nepal zurückkehren konnten. Die Pässe wurden ihnen abgenommen. „Wir wissen, dass unsere Einkommen unter dem Mindestlohn sind, aber was können wir dagegen tun? Wir fühlen uns schrecklich, weil wir eine große Vermittlungsgebühr zurückzuzahlen haben. Du musst drei Jahre arbeiten, nur um sie abzuzahlen”, berichtete ein betroffener nepalesischer Arbeiter.

Als Reaktion auf die Berichte über die nepalesischen LeiharbeiterInnen erstellte Samsung eine Richtlinie für den Umgang mit WanderarbeiterInnen (Samsung Migrant Worker Guidelines). Eine Entschädigung oder eine anderweitige Anstellung der betroffenen ArbeiterInnen wurde von Samsung nicht angeboten, so der Informationsstand von Südwind.

„Verantwortung zu übernehmen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Gesellschaft und Umwelt, heißt nicht nur Leitlinien zu verfassen. Es muss darum gehen, den Menschen, die für den Profit eines Unternehmens schuften, einen fairen Anteil abzugeben“, so Konrad Rehling von Südwind. Seit vielen Jahren verfolgt Südwind das Verhalten des Elektronik-Unternehmens. „Samsung ist unser Favorit für den Schandfleck 2016. Wir hoffen, dass Samsung die drohende fragwürdige Auszeichnung motiviert und und mehr Verantwortung tatsächlich für die Menschen zeigt und nicht nur auf dem Papier“, begründet Rehling die Wahl seines Favoriten.

Weiterführende Informationen

Rückfragehinweis
Konrad Rehling, Südwind, 0650 8550657, konrad.rehling@suedwind.at

Diese Aussendung wird mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt. Die darin vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von Südwind wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung des Fördergebers dar.