Linz, 4. Oktober 2017 – Die öffentliche Hand nimmt für die soziale und faire Beschaffung von Produkten eine wichtige Rolle ein: Der bundesweite „SO:FAIR AWARD“ hat gestern Abend (3.10.) in Linz vorbildliche Projekte ausgezeichnet, die auf die faire Produktion ihrer Anschaffungen Wert legen.
Die Frage nach den Arbeits- und Produktionsbedingungen stellt sich nicht nur für Privatpersonen, sondern ist auch für Gemeinden und andere öffentliche Institutionen bedeutsam. Allein das jährliche Auftragsvolumen von Bund, Ländern und Gemeinden umfasst rund 40 Milliarden Euro und zeigt das große Handlungspotential auf: Mit einer sozialen und fairen Beschaffung von Textilien, Lebensmittel oder IT-Geräten kann zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen in den Ländern des Südens beigetragen werden. Die Initiative „SO:FAIR“ von Klimabündnis, Südwind und Fairtrade präsentierte Vorbildprojekte bzw. zeichnete sie in drei Kategorien aus.
„Gerade im öffentlichen Bereich ist es wichtig, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Daher freut es mich besonders, dass es bereits zahlreiche Einrichtungen gibt, die sich für den fairen Handel stark machen und FAIRTRADE auf vielfältige Art und Weise unterstützen. Mit diesem Award wird ihnen die Aufmerksamkeit und der Respekt zuteil, den sie für ihre ambitionierte Arbeit verdienen,“ sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich.
PreisträgerInnen Oberösterreich
Die Stadtgemeinde Traun und die Marktgemeinde Altenberg bei Linz überzeugten die Jury mit ihren engagierten Einreichungen. In der Kategorie „Konkreter Beschaffungsvorgang sozial-fairer Produkte“ erhielt die Stadtgemeinde Traun mit der Ausschreibung von rund 500 Polo-Shirts mit FAIRTRADE-Siegel und GOTS-Zertifikat den Hauptpreis. Zudem wurden 30 Stück Sonnenbrillen aus Natur- und Recyclingmaterialien für die MitarbeiterInnen des Freibads angeschafft. Den Anerkennungspreis in der Kategorie „Bewusstseinsbildung für sozial-faire Produkte“ erhielt die Marktgemeinde Altenberg bei Linz für die FAIRTRADE-Modeschau „Mode kann die Welt fairbessern – lustvoll fairändern wir die Welt“. Die Auseinandersetzung von Models und SchülerInnen mit dem Thema der sozial-fairen Produktion im Rahmen des Projekts hat die Jury überzeugt.
"Wenn wir Migration ernsthaft vorbeugen wollen, müssen wir Fluchtgründe beseitigen. Der Faire Handel ermöglicht es den Leuten in den Herkunftsländern von ihrer Arbeit zu leben und wieder positiv in die Zukunft zu blicken. Damit gibt jedes fair gehandelte Produkt Hoffnung und ist ein Stück nachhaltiger Migrationspolitik. Es freut uns als Klimabündnis, dass schon viele öffentliche Einrichtungen dies erkannt haben und entsprechend handeln - ganz getreu dem Klimabündnismotto "Global denken-Lokal handeln," betont Norbert Rainer, Regionalstellenleiter des Klimabündnis OÖ.
„Ich gratuliere den Preisträgern sehr herzlich und bedanke mich für das großartige Engagement bei allen Projekteinreichenden Institutionen. In Verantwortung für unsere Erde und den zukünftigen Generationen müssen wir verstärkt auf regionale und faire Beschaffung setzen. Bei Kaffee, Bananen oder auch Säften ist der faire Ankauf schon stärker im Bewusstsein. Aber es gibt auch immer mehr Bemühungen Textilien oder IT fair einzukaufen,“ sagt Landtagsabgeordnete Ulrike Schwarz.
Die Initiative SO:FAIR
Das Projekt SO:FAIR, eine gemeinsame Initiative von Klimabündnis, Fairtrade, Südwind, Ökokauf Wien, IFZ und Mag. Florian Schönthal-Guttmann Unternehmensberatung bietet Beratung, Schulung und Begleitung für sozial fairen Einkauf für öffentliche AuftraggeberInnen. Beim Kauf von Lebensmittel und Arbeitskleidung, aber auch Spielzeug, Computer und Pflastersteine können soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden. BeschafferInnen tragen damit aktiv zu einer lebenswerteren Umwelt, besseren Arbeitsbedingungen und zu sinkender Armut weltweit bei. Das Projekt wird von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und den Umweltressorts der Länder Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg finanziert.
PreisträgerInnen Steiermark
Die Karl-Franzens-Universität Graz und die Stadt Weiz überzeugten die Jury mit ihren engagierten Einreichungen. Die Stadt Weiz erhielt in der Kategorie „Regelmäßige sozial-faire Beschaffung“ den Hauptpreis. Seit dem Jahr 2000 bezieht die Stadt Blumen, Kaffee, Kekse, Säfte, Schokolade, Stofftaschen und T-Shirts in FAIRTRADE-Qualität; verwendet werden die Produkte im Büroalltag, für die Gemeinschaftsverpflegung, für Veranstaltungen und als Geschenke. Die Karl-Franzens-Universität Graz erhielt für das Interdisziplinäre Praktikum „Das globale T-Shirt“ den Hauptpreis in der Kategorie „Bewusstseinsbildung für sozial-faire Produkte“. Überzeugt hat die Vielfalt an Aktivitäten: Studierende befassten sich mit der Gestaltung und Produktion eines öko-fairen, regionalen T-Shirts, organisierten die Veranstaltung „Fair Fashion Festl“ und erstellten Blog- und Radiobeiträge.
PreisträgerInnen Niederösterreich
Die Landhausküche des Amtes der NÖ Landesregierung und die Marktgemeinde Bad Pirawarth überzeugten die Jury mit ihren engagierten Einreichungen. Die Landhausküche des Amtes der NÖ Landesregierung bezieht seit 2000 eine Vielzahl an Produkten – darunter Kaffee, Bananen und Schokolade – aus fairer Produktion und erhielt dafür den Anerkennungspreis für „Regelmäßige sozial-faire Beschaffung“. Die Marktgemeinde Bad Pirawarth beschaffte Arbeitsbekleidung für Bauhofmitarbeiter und den Gemeindeabwasserverband vom Fair-Wear-Foundation-Mitglied Engelbert Strauß und erhielt damit den Anerkennungspreis in der Kategorie „Konkreter Beschaffungsvorgang sozial-fairer Produkte“.
„Bad Pirawarth ist eine engagierte FAIRTRADE-Gemeinde und auch über die Initiative SO:FAIR seit Jahren mit uns in Kontakt – so z.B. über die toll besuchte Veranstaltung samt sozial fairer Modeschau „so schön – so fair“ im Frühjahr 2014. Mein Dank gilt auch der NÖ Landhausküche, die durch konsequente Verwendung fairer, regionaler und biologischer Lebensmittel den Klimabündnis- Gedanken mit Leben erfüllt,“ sagt Petra Schön, Regionalstellenleiterin des Klimabündnis Niederösterreich.