Wien, 1. März 2017 – Die heute veröffentlichte Studie der Clean Clothes Kampagne „Zwei Paar Schuhe?“ deckt auf, wie in Indonesien Lederschuhe für die europäischen Marken Deichmann, Ecco und Ara produziert werden. Die insgesamt 117 befragten ArbeiterInnen von vier Fabriken berichteten von erzwungenen Überstunden, Löhnen niedriger als der nationale Mindestlohn und unrechtmäßig befristeten Arbeitsverträgen. Die Clean Clothes Kampagne fordert von Ara, Ecco und Deichmann die Achtung grundlegender Menschen- und Arbeitsrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
„Mir wurde gesagt, dass ich Überstunden leisten muss. Ich weigerte mich, weil ich nach Hause zu meiner Familie wollte. Aber mein Vorarbeiter verbat mir, nach Hause zu gehen”, berichtete eine Arbeiterin im Interview. Trotz obligatorischer Überstunden reiche der Lohn nicht aus die Grundbedürfnisse zu decken, wie die ArbeiterInnen von drei der vier untersuchten Fabriken angaben. Mehr als eine Million Menschen sind in der indonesischen Schuh- und Lederindustrie beschäftigt. Indonesien ist mit rund 1 Mrd. Paar Schuhen bzw. einem Weltmarktanteil von 4,4 % der viertgrößte Schuhproduzent nach China, Indien und Vietnam.
2.000 ArbeiterInnen fertigen in der Fabrik „PT Ara Shoes Indonesia“ Schuhe für die Ara AG, zu der u.a. Salamander und Delka gehört und die 49,9 % der Anteile am österreichischen Schuhhersteller Legero besitzt. Das Nähen von Schuhoberteilen ist in Heimarbeit ausgelagert. „Die meisten der Heimarbeiterinnen verfügen weder über Arbeitsverträge noch über eine Sozialversicherung. Sie arbeiten zudem für Löhne, die nur einen Bruchteil des lokalen Mindestlohns ausmachen“, erklärt Gertrude Klaffenböck von der Clean Clothes Kampagne die besonders prekäre Situation der HeimarbeiterInnen. Für das Nähen von 10 Paar Schuhen verdienen die befragten HeimarbeiterInnen zwischen rund zwei und drei Euro und damit einen Monatslohn zwischen rund 30 und 70 Euro.
Der monatliche Durchschnittsverdienst der ArbeiterInnen der Fabrik „PT Ecco Indonesia“ des dänischen Schuh-Konzerns Ecco liegt mit zwischen 308 und 342 Euro deutlich über dem nationalen Mindestlohn. Im Gegensatz dazu ist der Zulieferbetrieb von Ecco, „PT Dinamika Sentosa“, jener von den vier untersuchten Fabriken mit den gravierendsten Arbeitsrechtsverletzungen. „Dieses Beispiel macht deutlich, dass es nicht reicht, wenn Markenunternehmen ihren eigenen Verhaltenskodex nur auf ihre Tochterfirmen anwenden. Vielmehr müssen Unternehmen diesen entlang der gesamten Wertschöpfungskette umsetzen“, fordert Klaffenböck.
„Die Aussagen der ArbeiterInnen widersprechen in vielen Fällen denen der Unternehmen, die auf die hohen arbeitsrechtlichen Standards ihrer Verhaltenskodizes und CSR-Initiativen verweisen“, so Gertrude Klaffenböck. Die Clean Clothes Kampagne fordert, dass Unternehmen ihre Verantwortung ernst nehmen und die Rechte aller Menschen achten, die an der Produktion beteiligt sind.
Hintergrundinformationen:
Kurzfassung Studie „Zwei Paar Schuhe?“
Langfassung Studie „Zwei Paar Schuhe?“
Stellungnahme Ecco und Clean Clothes Kampagne
Fotos:
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Rückfragehinweis
Gertrude Klaffenböck, Clean Clothes Kampagne, gertrude.klaffenboeck@suedwind.at, 0676 4460833
Michaela Königshofer, Pressesprecherin Südwind, michaela.koenigshofer@suedwind.at, 0664 2309883