Südwind: Waldschutz und Menschenrechtsschutz müssen Hand in Hand gehen
Scharfe Kritik an unregulierten Soja-Importen –Südwind begrüßt Greenpeace-Schiffsblockade als Zeichen gegen ausbeuterische Lieferketten und fordert stärkeren Menschenrechtsschutz im EU-Waldschutzgesetz
Wien, 10. Mai. 2022. Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind begrüßt die Greenpeace-Blockade der Crimson Ace in Amsterdam Das Transportschiff aus dem brasilianischen Hafen Paranaguá, beladen mit 60.000 Tonnen Soja-Futtermittel, steht für Südwind stellvertretend für ein Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung und Regenwaldzerstörung basiert. „Unsere Abhängigkeit von Regenwald-Soja zerstört Existenzen. Die Entwaldung für den Sojaanbau in Brasilien oder Paraguay geht für lokale Communities und die indigene Bevölkerung oft einher mit dem Verlust der Lebensgrundlagen bis hin zu Gewalt und Menschenrechtsverletzungen“, sagt Joachim Raich, Südwind-Sprecher für Waldschutz. „Es braucht unbedingt einen funktionierenden rechtlichen Schutz für Menschen, die vom Raubbau in Tropenwäldern betroffen sind. Wenn dieser Schutz auf nationaler Ebene nicht funktioniert, braucht es bessere internationale Regelwerke.“
Im aktuell vorliegenden EU-Gesetzesentwurf zum Schutz globaler Wälder wird der Schutz der Menschenrechte nicht berücksichtigt. Südwind fordert daher vom dafür zuständigen Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig vollen Einsatz für eine umfassende Nachschärfung: Landnutzungsrechte von Indigenen, das Prinzip der freien, vorherigen und informierten Zustimmung („free, prior und informed consent“) sowie Menschen- und Arbeitnehmer:innenrechte müssen Kernbestandteile im EU-Waldschutzgesetz bilden. „Wälder dürfen nicht mehr nur als reine Naturräume oder Rohstofflieferanten gesehen werden. Vielmehr müssen die zigtausenden Menschen und indigenen Communities, die in und von Wäldern leben, auch im Mittelpunkt des Waldschutzes stehen. Alleine in Paraguay sind über 100.000 Indigene auf die Wälder angewiesen“, sagt Südwind-Experte Raich.
Problemfall Paraguay: Rasante Zerstörung, Vertreibung und Ungleichheit
Soja, das in Paranaguá verladen wird, kommt in der Regel aus verschiedenen Bundesstaaten Brasiliens sowie aus Paraguay. In den letzten 20 Jahren hat Paraguay ein Drittel seiner Urwälder verloren. Hauptgrund ist die Agrarindustrie, allen voran Rinderhaltung und Soja-Anbau für den Export. Alleine nach Österreich werden jedes Jahr durchschnittlich über 650.000 Tonnen Soja importiert. Gerade in Paraguay ist dieser Raubbau an der Natur in vielen Fällen mit Gewalt und Menschenrechtsverbrechen verbunden. Zuletzt wurden im November 2021 insgesamt 70 Familien der indigenen Hugua Po'i Community gewaltsam von ihrem Grund und Boden vertrieben. Paraguay ist eines der Länder mit der höchsten Ungleichheit, was den Zugang zu Land angeht: Nur zwei Prozent der Menschen besitzen über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen.
Rückfragehinweis:
Silvia Haselhuhn, M.A.
Südwind Pressesprecherin
Silvia.haselhuhn@suedwind.at
0680 1583016