10 Jahre Rana Plaza: Südwind fordert Nachschärfung des EU-Lieferkettengesetzes

Um anhaltende Missstände zu beheben und Menschenrechte in der Produktion sicherzustellen, fordert Südwind ein schärferes Lieferkettengesetz und ruft zur Kundgebung auf.

Wien, 24. April 2023. Genau heute vor 10 Jahren stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ein, in der Mode für viele weltweit tätige Unternehmen unter prekären Bedingungen produziert wurde. Über 1.100 Menschen starben, über 2.000 wurden verletzt – es galt als schwerste Katastrophe der Textilindustrie. Immer noch fehlt ein strenger gesetzlicher Rahmen, um Ausbeutung entlang der Textil-Lieferketten zu verhindern. Hungerlöhne, Arbeitsrechtverletzungen und Verstöße gegen Umweltstandards sind nach wie vor Alltag. 

Dazu Gertrude Klaffenböck. Südwind-Expertin für globale Lieferketten und Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich: „Um Unternehmen für Missstände in die Pflicht zu nehmen, braucht es endlich ein starkes Lieferkettengesetz. Weder die freiwillige Selbstverpflichtung noch der aktuelle EU-Gesetzesentwurf reichen dafür aus.“

Begünstigt werden die anhaltenden Missstände durch unseriöse Kontrollen und fehlende Transparenz in den Lieferketten. Genau in diesen Bereichen sieht Südwind noch große Schlupflöcher im aktuellen Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz. Darin ist die Sorgfaltspflicht der Unternehmen auf „etablierte Geschäftsbeziehungen” beschränkt und die Frage der Kontrollen noch ungeklärt. Morgen, Dienstag, stimmt der Rechtsausschuss des EU-Parlaments über den Gesetzesentwurf ab. Darin ist nur ein Bruchteil der Unternehmen erfasst, Südwind fordert eine Ausweitung auf sämtliche in der EU tätige Unternehmen.  

„Es braucht verbindliche Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Lieferkette und unabhängige Kontrollen unter Einbeziehung von Gewerkschaften und NGOs sowie eine Haft- und Entschädigungspflicht, um künftigen Katastrophen vorzubeugen”, betont Klaffenböck.

Auch zehn Jahre nach Rana Plaza ist der extrem niedrige Mindestlohn in Bangladesch von etwa 8.000 Taka (70 Euro) pro Monat ein anhaltendes Problem. „Existenzsichernde Löhne sind ein Menschenrecht. Verantwortungsvolle Modekonzerne müssen eine menschenwürdige Bezahlung entlang ihrer gesamten Lieferkette garantieren. Alles andere kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden”, so Klaffenböck.

Als Reaktion auf das Rana Plaza-Unglück wurde der sogenannte Bangladesh Accord ins Leben gerufen, ein verbindliches Abkommen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften, das Brandschutz- und Sicherheitsvorkehrungen vorschreibt. Doch der Beitritt zum Abkommen ist freiwillig, der Geltungsbereich auf Bangladesch und Pakistan beschränkt. Auch das muss sich ändern. 

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Gedenkkundgebung: „10 Jahre Rana Plaza” in Wien
Mo., 24. April 2023, 17:30 - 19:30 Uhr, Platz der Menschenrechte, Museumsquartier, 1070 Wien. 

Rückfragehinweis:

Gertrude Klaffenböck
Koordinatorin Clean Clothes Kampagne bei Südwind
T +43 140555 15 331
M +43 676 44 608 33
gertrude.klaffenboeck@suedwind.at

Stefanie Marek
Pressesprecherin Südwind
T: +43 680 1583016
stefanie.marek@suedwind.at