Graz unterwirft sich Sozial-Kriterien in der öffentlichen Beschaffung – Südwind sieht wichtigen Schritt und fordert Nachziehen öffentlicher Körperschaften in ganz Österreich
Graz/Wien - Mit dem Beitritt zu Electronics Watch bekennt sich Graz zu strengen Auflagen und Kontrollen in Elektronik-Lieferketten und setzt damit einen wichtigen Schritt in Richtung öko-sozialer öffentlicher Beschaffung. In Österreich ist die Stadt Graz damit die erste öffentliche Einrichtung, die sich auf diese Weise für faire Arbeitsbedingungen einsetzt.
„Elektronik-Konzerne verlagern ihre Produktion systematisch in Länder mit niedrigen Arbeitsrechtsstandards um ihre Kosten zu reduzieren. Dadurch entstehen intransparente Lieferketten, die geprägt sind von ausbeuterischen Verhältnissen. Gerade die öffentliche Hand muss durch ihre große Einkaufsmacht konkrete Verbesserungen in den globalen Lieferketten einfordern“, erklärt René Schuster, Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten.
„Graz wird durch den Beitritt zu Electronics Watch zum österreichweiten Vorreiter in Sachen faire Beschaffung. Wir hoffen, dass viele weitere Städte, Gemeinden und öffentliche Einrichtungen folgen. So kann gemeinsam der Druck auf die Elektronikindustrie erhöht und faire Arbeitsbedingungen eingefordert werden", sagt Südwind-Sprecher René Schuster.
Die Menschenrechtsorganisation Südwind macht sich seit Jahren für strenge Sozialkriterien in der öffentlichen Beschaffung und vor allem im Elektronik-Bereich stark. In Österreich wird ein großer Teil der Elektronik-Produktion von öffentlicher Hand eingekauft. Öffentliche Ausschreibungen, die Beschaffungskriterien für die Einhaltung von Arbeitsrechten entlang der gesamten Lieferkette enthalten, können somit weitreichende positive Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern haben.
Seriöse Kontrollen, unabhängige Beschwerdemechanismen
Die unabhängige Organisation Electronics Watch arbeitet mit Arbeitsrechtsexpert:innen und Arbeitnehmervertretungen im Globalen Süden zusammen, um in den Produktionsstätten die Einhaltung von seriösen Kontrollen und unabhängigen Beschwerdemechanismen zu garantieren, mit dem Ziel, die Einhaltung von Arbeits- und Gesundheitsschutz in Elektroniklieferketten sicherzustellen. Electronics Watch wurde im Jahr 2015 von Südwind gemeinsam mit anderen europäischen NGOs aufgebaut. Heute arbeiten europaweit bereits über 1.000 öffentliche Einrichtungen mit Electronics Watch zusammen.
Einen umfassenden Überblick zu arbeitsrechtlichen Problemen in der Elektronikindustrie liefert eine Südwind-Studie aus dem Frühjahr 2023: suedwind.at/presse
Rückfragehinweis
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
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