Wie kann soziale Arbeit in einem der ärmsten Länder Europas funktionieren? Mit dieser Frage im Gepäck bereiste eine Gruppe von Studierenden der FH Oberösterreich gemeinsam mit der Menschenrechtsorganisation Südwind die Republik Moldau.
Linz, 03.05.2024. Sieben Studierende der FH Oberösterreich reisten im Rahmen einer von Südwind organisierten Studienreise nach Moldau. Dort tauschten sie sich mit Nichtregierungsorganisationen sowie Lehrenden und Studierenden der moldauischen Staatsuniversität zum Thema soziale Arbeit aus. Mit dem Projekt Future Youth Moldova unterstützt Südwind Jugendliche, die keinen familiären Rückhalt haben, bei der Berufsausbildung und beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Die Republik Moldau ist neben dem Kosovo und der Ukraine das ärmste Land Europas. Die Perspektivenlosigkeit bringt viele Menschen dazu, im Ausland nach Arbeit zu suchen. Jedes dritte Kind in ländlichen Regionen ist von Armut betroffen und jedes zehnte Kind wächst ohne Eltern in staatlichen Betreuungseinrichtungen oder Pflegefamilien auf. Zurück bleiben vor allem ältere Menschen und Kinder, die nicht selten Opfer von häuslicher Gewalt sind. Genau auf diese beiden Zielgruppen konzentrieren sich viele Angebote von zivilgesellschaftlichen Initiativen.
„Viele NGOs in Moldau bieten entweder selbst Sozialdienstleistungen an oder unterstützen staatliche Einrichtungen. Damit versuchen sie die Lücken im sozialen Auffangnetz zu stopfen“, erklärt Südwind Projektleiterin Julia Weber. „Vor allem jungen Menschen mangelt es an Perspektiven und sie sehen sich gezwungen ins Ausland zu gehen, um dort zu arbeiten – auf formellem aber auch informellem Weg.“ Das Ziel der Südwind-Austauschreise war es, einen Einblick in das Sozialsystem Moldaus zu vermitteln. Dabei zeigt sich deutlich, dass es vor allem an Geld und an gut ausgebildeten Fachpersonal fehlt, um flächendeckende Angebote zu stellen und die sozial schwächsten Gruppen zu erreichen.
Die Studierenden aus Oberösterreich zeigten sich äußerst interessiert während der intensiven Austauschgespräche, etwa mit Berufsschüler:innen, von denen viele ohne Eltern aufgewachsen sind, einem Leiter eines Frauenhauses, einer Vertreterin einer Frauenrechtsorganisation, einem Landeshauptmann und anderen. Als besonders bedrückend empfanden viele Teilnehmer:innen den Besuch eines Berufsschul-Internats, wo es beispielsweise nur fünf Duschen für über 300 Internatsschüler:innen gibt. Auch im Gespräch mit einer Frauenrechtsexpertin von der NGO Gender Center, einer Partnerorganisation von Südwind, wurde den oberösterreichischen Studierenden bewusst, dass vor allem häusliche Gewalt ein großes Problem für Frauen und Kinder in Moldau ist. Auch das Thema Menschenhandel und die große Perspektivenlosigkeit unter jungen Menschen beschäftigte die Teilnehmer:innen der Studienreise sehr.
Rückfragehinweis:
Mag.a Lisa Aigelsperger
Öffentlichkeits- und Pressearbeit
Südwind OÖ
lisa.aigelsperger@suedwind.at
0660 5767261