Mein Name ist Cäsar Jihad, ich bin 2014 von Syrien nach Österreich gekommen. Das Land war mir schon bekannt, weil ich immer sehr an klassischer Musik interessiert war und diese häufig höre – in dieser Szene kommt man um Wien nun mal nicht herum.
Außerdem habe ich von den guten Hochschulen hier gehört. Ich bin ich sehr wissbegierig und bilde mich gerne weiter, probiere gerne Neues aus. Gerade eben wurde ich für eine berufsbegleitende Ausbildung an der FH Campus 02 aufgenommen, darüber freue ich mich sehr! Auch in Syrien habe ich die Universität besucht und ein Diplom im Buchhaltungssektor abgelegt. Da ich sehr gut mit Zahlen umgehen kann und mir das Rechnungswesen großen Spaß macht, bin ich glücklich, dieser Arbeit nun auch in Österreich nachgehen zu können.
„Ich habe eine eigene Methode entwickelt, die Sprache zu lernen: ein Erinnerungsheft.“
Der beschäftigungslose Raum, in welchem ich mich nach meiner Ankunft hier in Österreich befand, war aufgrund meiner Wissbegierde schwierig für mich. Ich wollte sofort etwas tun, zur Uni gehen oder mich beruflich betätigen, aber mir wurde erklärt, dass das nicht geht. Also musste ich abwarten – ich war eine Zeit lang in Tirol, dann kurz in Oberösterreich und der Steiermark. Hier konnte ich schließlich bleiben.
Ich hatte schon vorher begonnen, mich mit der Sprache auseinanderzusetzen aber erst nachdem ich einen festen Platz hatte, konnte ich einen Kurs besuchen. Neben dem Kurs hatte ich außerdem eine ganz eigene Methode entwickelt, die Sprache zu lernen: ein Erinnerungsheft. Wann immer ich mit Menschen, die Deutsch sprachen, etwas unternahm, bat ich Sie, einen kurzen Satz in mein Heft zu schreiben. Zusammen mit dem Kontext der Begegnungen merkte ich mir die Wörter aus dem Satz dann leichter. Das Schöne daran ist, dass ich noch heute mit dem Großteil jener befreundet bin, die sich in dieses Heft eingetragen haben. Daher ist es ein ganz besonderes Buch für mich.
Einen Ausgleich zum stetigen Bildungsdrang finde ich im Sport. Auch hier bin ich neugierig und offen, viele Sportarten zu versuchen. In Österreich habe ich zum Beispiel Skifahren und Wandern gelernt. Es ist so schön, beim Rausgehen in die Natur die Gedanken loslassen zu können.
„Die kulturelle Vielfalt fasziniert mich – durch sie wird die Menschheit bunt.“
Meine Faszination gilt auch der kulturellen Vielfalt dieser Welt. Ich denke, jede Ansicht sollte respektiert werden, solange sie nicht die Würde eines anderen Menschen verletzt. Es ist wichtig, Standpunkte und Handlungsweisen nicht blind zu übernehmen, sondern auch die eigenen beizubehalten und diesen etwas hinzuzufügen – so wird die Menschheit bunt. Hierzu habe ich einmal einen schönen Spruch gehört, der besagt, dass jeder Mensch wie ein Teebeutel ist – jeder bringt etwas Farbe ins Spiel und am Ende ergibt sich ein kräftig leuchtendes Zusammenspiel. Ich denke, das ist eine wichtige Botschaft. Die Faszination soll nicht einseitig, sondern ausgewogen sein – zusammen können wir leuchten.