Mike Anane, unabhängiger Umweltjournalist in Ghana, recherchiert und schreibt zum Themenkomplex Umweltkriminalität, einschließlich der illegalen Verbringung und Entsorgung von Elektroschrott. Anane ist Preisträger der Global 500 Ehrenlisten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) für herausragende praktische Leistungen beim Schutz und der Verbesserung der Umwelt.
Herr Anane, Sie arbeiten seit über 20 Jahren zum Thema Elektroschrott und Umwelt. Beobachten Sie auffällige Veränderungen?
Die Menge an Elektroschrott, der aus den Industrieländern nach Ghana exportiert wird steigt stetig. In letzter Zeit sehe ich hier Berge von ausrangierten Solarmodulen und Solarbatterien, die in den Industrieländern verwendet und jetzt nach Ghana exportiert wurden.
Der europäische Rechnungshof berichtet, dass die Profite im kriminellen Elektroschrotthandel schon vergleichbar sind mit dem Drogengeschäft. Wo werden diese Profite gemacht?
Die Gewinne werden von Unternehmen in den Industrieländern erzielt, die damit beauftragt werden, Elektroschrott von Großverbrauchern und Einzelpersonen ordnungsgemäß zu entsorgen. Dafür erhalten sie riesige Summen. Sie stecken das Geld ein und schicken den Elektroschrott per Schiff nach Ghana, das ist einfacher und günstiger als die ordnungsgemäße Entsorgung. So sparen sie sich auch die Entsorgung der vielen giftigen Chemikalien, die darin enthalten sind. So machen sie das Geld. Diese „Recycling-Unternehmen“ müssen nach ihren Verwertungsketten gefragt werden. Was haben sie mit den Recyclinggebühren gemacht? Can we follow the money?
Wenn Sie die Politiker*innen in Europa strategisch beraten könnten, wo würden Sie die Hebel ansetzen?
Sie sollten sicherstellen, dass ihre Mitgliedstaaten über Müll-Sammelsysteme verfügen, die so viel Elektroschrott wie möglich sammeln, ihn nachhaltig und effizient recyceln und nicht illegal exportieren. Regierungen auf der ganzen Welt sollten die Hersteller verpflichten nur Geräte zu verkaufen, die lang funktionieren, sowie reparaturfähig und gut recyclebar sind. Das Exportverbot für Elektroschrott aus der EU muss endlich wirksam umgesetzt werden.
Auf dem Kontinent leidet nicht nur Ghana unter den Folgen der internationalen Elektroschrottkriminalität. Gibt es innnerhalb der Afrikanischen Union (AU) eine politische Diskussion zum Problem?
1998 ist die die Bamako-Konvention in Kraft getreten, ein Vertrag afrikanischer Nationen, der die Einfuhr von gefährlichen, einschließlich radioaktiven, Abfällen nach Afrika verbietet. Aber es ist ihnen noch nicht gelungen den internationalen Abfallhandel zu stoppen.